In seinem Vortrag erläuterte Mag. Dietmar Mühl die Bedeutung und das Potenzial der neuen Gesellschaftsform, der Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexKapG). Er verdeutlichte, wie diese Innovation darauf abzielt, die Unternehmensgründung und -führung zu vereinfachen und zugänglicher zu machen. Dietmar Mühl betonte, dass die FlexKapG als erste neue Gesellschaftsform seit Jahrzehnten eine bedeutende Weiterentwicklung im österreichischen Gesellschaftsrecht darstellt und Unternehmen größere Flexibilität in ihrer Strukturierung und Kapitalverwaltung bietet.
Rückblick auf die bisher zwei Kapitalgesellschaften
Diese Gesellschaftsformen stellen eine langjährige Erfolgsgeschichte in Österreich dar. Dennoch ist es wichtig die einzelnen Unterschiede gegenüber zu stellen um ein Verständnis zur neuen FlexKapG zu schaffen:
Eigenschaft | GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) | AG (Aktiengesellschaft) |
Mindestkapital | 35.000 € | 70.000 € |
Gründung | Notarielle Beurkundung erforderlich | Notarielle Beurkundung erforderlich |
Geschäftsführung | Geschäftsführer | Vorstand |
Aufsichtsorgan | Nicht zwingend erforderlich | Aufsichtsratpflichtig |
Beteiligung | Geschlossener Gesellschafterkreis | Möglichkeit breiter Beteiligung (Aktionäre) |
Personenbezug | Starker Personenbezug | Geringer Personenbezug |
Rechtsform | Personengeprägt | Kapitalmarktorientiert |
Publizität | Geringere Offenlegungspflichten | Hohe Offenlegungspflichten |
Flexibilität | Höhere Flexibilität in der Führung | Striktere Struktur |
„Nachteile“ der Kapitalgesellschaften
Eigenschaft | Kapitalgesellschaften (GmbH, AG) | Einzelunternehmen |
Gründungsaufwand | Höher, Notar erforderlich | Gering, keine Notwendigkeit eines Notars |
Buchhaltung | Doppelte Buchhaltung erforderlich | Einfache Buchhaltung möglich |
Publizitätspflichten | Höhere Offenlegungspflichten | Wenig bis keine Offenlegungspflichten |
Mindestkapital | Mindestkapital erforderlich (35.000 € für GmbH, 70.000 € für AG) | Kein Mindestkapital erforderlich |
Haftung | Beschränkt auf das Gesellschaftsvermögen | Unbeschränkte persönliche Haftung |
Flexibilität in Entscheidungen | Weniger flexibel, formelle Strukturen und Gremien notwendig | Sehr flexibel, Entscheidungen können schnell getroffen werden |
Steuerliche Belastung | Potenziell höher (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer) | Oft niedriger, Einkommensteuer auf persönliches Einkommen |
Diese Tabelle zeigt, dass Kapitalgesellschaften wie GmbHs und AGs zwar Vorteile in Bezug auf Haftungsbeschränkungen bieten, jedoch mit höheren Anforderungen an Gründung, Buchhaltung und Offenlegung verbunden sind. Einzelunternehmen hingegen bieten mehr Flexibilität und geringeren administrativen Aufwand, tragen aber das Risiko einer unbeschränkten persönlichen Haftung.
FlexKapG
Die Flexible Kapitalgesellschaft (FlexKapG) ist eine innovative Unternehmensform, die speziell darauf ausgerichtet ist, die Unternehmensgründung und -beteiligung zu vereinfachen und zugänglicher zu machen. Sie ermöglicht es, mit minimalen Anforderungen und einem geringen Startkapital von nur 10.000 € eine Gesellschaft zu gründen. Ein zentraler Aspekt der FlexKapG ist die Möglichkeit, Unternehmenswertanteile (UWA) zu nutzen, die es Mitarbeitern erlauben, am Gewinn beteiligt zu sein, ohne Stimmrechte zu besitzen.
Dieses Modell bietet eine flexible Struktur, die insbesondere für kleinere Unternehmer und Start-ups attraktiv sein kann, da es die komplexen Hürden traditioneller Kapitalgesellschaften wie der AG reduziert.
Für wen ist die FlexKapG interessant
Diese Gesellschaftsform ist besonders für Startups und Projekte interessant, die eine starke Mitarbeiterbindung und flexible Beteiligungsstrukturen fördern möchten. Sie eignet sich für dynamische Unternehmensumgebungen, wo traditionelle Strukturen zu starr wären. Betrachten wir dabei die FlexKapG im Vergleich zur GmbH und AG:
Eigenschaft | GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) | AG (Aktiengesellschaft) | FlexKapG |
Mindestkapital | 35.000 € | 70.000 € | 10.000 € |
Gründung | Notarielle Beurkundung erforderlich | Notarielle Beurkundung erforderlich | Vereinfachte Gründung möglich |
Geschäftsführung | Geschäftsführer | Vorstand | Flexibel, keine strikten Vorgaben |
Aufsichtsorgan | Nicht zwingend erforderlich | Aufsichtsratpflichtig | Optional, abhängig von der Größe |
Beteiligung | Geschlossener Gesellschafterkreis | Möglichkeit breiter Beteiligung (Aktionäre) | Flexibel, auch stimmrechtslose Anteile möglich |
Personenbezug | Starker Personenbezug | Geringer Personenbezug | Flexibler Personenbezug |
Rechtsform | Personengeprägt | Kapitalmarktorientiert | Hybrid aus GmbH und AG |
Publizität | Geringere Offenlegungspflichten | Hohe Offenlegungspflichten | Geringere Offenlegungspflichten |
Flexibilität | Höhere Flexibilität in der Führung | Striktere Struktur | Sehr hohe Flexibilität |
Beispiel einer FlexKapG
Aufteilung der Beteiligungen
Die Struktur der Beteiligungen muss sorgfältig geplant werden, wobei eine Aufteilung von 75% zu maximal 25% gilt.
Die FlexKapG bietet eine hohe Flexibilität in der Beteiligung, die es ermöglicht, unterschiedlichste Investoren- und Mitarbeitermodelle zu integrieren. Wesentlich ist dabei der Gesellschaftervertrag, der die Details der Flexibilität festlegt und einen klaren Rahmen schafft. In diesem Vertrag müssen die Bedingungen und Konditionen für Beteiligungen, Gewinnbeteiligungen, und mögliche Stimmrechte präzise definiert werden. Dadurch wird gewährleistet, dass trotz der inhärenten Flexibilität der Gesellschaftsstruktur eine rechtliche Klarheit und Struktur gewahrt bleibt, die es allen Beteiligten ermöglicht, ihre Rechte und Pflichten genau zu verstehen.
Crowdfunding möglich?
Die FlexKapG kann eine erweiterte Möglichkeit für Crowdfunding bieten, wobei die Beteiligungsarten flexibel gestaltet werden können und die Miteigentümerschaft betont wird.
Crowdfunding ist eine Methode der Kapitalbeschaffung, bei der eine Vielzahl von Menschen, oft über Online-Plattformen, Geld für ein Projekt oder Unternehmen beisteuern. Diese Geldgeber erhalten in der Regel Produkte, Dienstleistungen oder andere nicht-finanzielle Gegenleistungen. Im Gegensatz dazu bietet die FlexKapG eine formelle Beteiligung an einem Unternehmen durch Unternehmenswertanteile (UWA), bei denen Investoren direkt am finanziellen Erfolg des Unternehmens beteiligt sind, möglicherweise auch ohne Stimmrechte. Während Crowdfunding primär auf die breite Öffentlichkeit abzielt und oft für spezifische Projekte genutzt wird, zielt die FlexKapG auf eine längerfristige und formellere Beteiligung an der unternehmerischen Struktur ab.
Zusammenfassung
Die FlexKapG bietet eine innovative und flexible Option für die Gründung und Führung von Unternehmen in Österreich. Für detaillierte Beratung und Informationen stehen die Wirtschaftskammer Österreich sowie Mag. Dietmar Mühl zur Verfügung. Weitere Details finden Sie auf den WKO-Seiten zur GmbH hier und zur FlexKapG hier.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass eine sorgfältige Beratung durch Experten wie Dietmar Mühl unerlässlich ist, um die passende Gesellschaftsform für Ihr Unternehmen zu wählen. Dieser Blogbeitrag wurde mit größter Sorgfalt als Nachlese zum Vortrag verfasst. Dennoch sollten für weitere Entscheidungen immer offizielle Quellen und professionelle Beratungen herangezogen werden. Ich empfehle, sich an qualifizierte Fachleute zu wenden, die Sie ausführlich über die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen der verschiedenen Gesellschaftsformen aufklären können.